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Geschäftsbericht 2010

Inhalt


Vorwort

Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre
Geschätzte Freunde der Oensingen-Balsthal-Bahn

Die konjunkturelle Baisse scheint vorbei, die Finanz und Weltwirtschaftskrise gemeistert und Wachstum ist wieder Programm. Ist das so, oder trügt der Schein? Eine differenzierte Betrachtung und Beurteilung liefert sowohl Bestätigung wie auch Widerlegung. So auch bei der OeBB.

Zuerst einige Bemerkungen zur Bestätigung unserer wieder positiven Entwicklung. Das Betriebsergebnis weist — nach dem letztjährigen Minus — wieder schwarze Zahlen aus. Der Ertrag konnte um rund Fr. 85 000.— oder 3,2% auf die erfreuliche neue Rekordmarke von Fr. 2,744 Mio. gesteigert werden. Alle Sparten — Personen- und Güterverkehr wie auch die Nostalgiefahrten — haben dazu beigetragen. Weil diese Steigerung mit unveränderten Personalkosten gegenüber dem Vorjahr erreicht wurde, hat sie das Betriebsergebnis sehr positiv beeinflusst. Gestützt wurde diese Entwicklung aber sicher auch durch die bedarfs- und kundengerechte Leistungserbringung. Die OeBB-Crew hat im Berichtsjahr die sehr guten Noten aus der Kundenzufriedenheitsstudie 2009 sicher bestätigt sowie erneut ohne Unfall und grössere Pannen gearbeitet. Dafür gebührt allen Mitarbeitenden ein herzliches Dankeschön.

Doch wie einleitend erwähnt, lieferte aber auch die OeBB eine zumindest teilweise Widerlegung der positiven Krisenbewältigung. Sie können sich möglicherweise noch erinnern — ich habe in den letzten beiden Jahren im Vorwort zum Geschäftsbericht jeweils auf die Unterdeckungs- bzw. Sanierungsprobleme unserer Pensionskasse ASCOOP hingewiesen und darauf, dass eine Lösung des Problems sehr teuer werden könnte. Ihre bestehenden alten Probleme wurden durch die Finanzkrise noch wesentlich verschärft. Zwischenzeitlich, also im 2010 wurde das Problem gelöst und wir wissen nun, wie teuer sie uns zu stehen kam: auf rund 1,1 Mio. Franken, auszufinanzieren bzw. zu decken bis am 30. Juni im 2010! Es würde zu weit führen und dies ist auch nicht der Ort, um alle Details der gewählten Lösung darzulegen. Doch kurz zusammengefasst so viel: Der OeBB-Verwaltungsrat hat sich von einem neutralen, kompetenten PK-Spezialisten beraten lassen und in der Folge für den Beitritt in die neu gegründete Sammelstiftung «Symova» ausgesprochen. Da sich Pensionierte und aktive Versicherte zahlenmassig etwa die Waage halten, wäre — weil Pensionierte nicht belastet werden dürfen — eine alleinige Sanierungsbeteiligung der Mitarbeitenden untragbar hoch ausgefallen. Deshalb hat der VR entschieden, dass das gesamte Deckungskapital durch die Unternehmung aufgebracht werden soll. Zur Kapitalbeschaffung wurden Wohnliegenschaften neu hypothekarisch belehnt. Dass die paritätische Vorsorgekommission bzw. die Belegschaft mit dieser grosszügigen Lösung sehr einverstanden war, versteht sich. Wir wollen aber nicht verkennen: sie wurde nur möglich, weil die Bahn in guten Jahren nachhaltig Substanz aufgebaut und stets ordentliche Abschreibungen vorgenommen hat. Der Dank an die dafür Verantwortlichen ist angezeigt.

Zum Schluss noch ein Wort zur Zukunftsvision. Nach Jahren der Reorganisation und anschliessenden Konsolidierung sowie der Verjüngung des Verwaltungsrates hat sich letzterer im Berichtsjahr an die überprüfung von Unternehmens-Vision, -Zielen und Strategien gemacht. Dies wurde auch mit Blick auf den nahenden Konzessionsauslauf im Jahre 2023 nötig. Die neu beschlossene Vision lasst sich wie folgt zusammenfassen: «Die OeBB will

  • die öffentlichen Mobilitäts- und Transportbedürfnisse (OeV) der Region Thal ganzheitlich für den Personen- (RPV) und Güterverkehr, in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen abdecken, sowie
  • dabei vor Ort die Einsatzleitung übernehmen

Der VR ist der überzeugung, dass auch weit über das Jahr 2023 hinaus, die Bahn für das Thal ein unverzichtbarer Verkehrsträger bleiben wird. Um den OeV aber kundennah abwickeln zu können, ist eine Thal interne Leitung nötig. Die heutige des Postautobetriebes mit Sitz in Aarau ist unbefriedigend, weil «nicht am Puls» der Kundenbedürfnisse.

Ich danke all jenen ganz herzlich, die uns auch im 2010 bei der Erfüllung unserer Aufgaben geholfen haben. Wir zählen sehr gerne auch in Zukunft auf ihre wohlwollende Unterstützung und Hilfe.

Ihr Ruedi Freiermuth
Präsident des Verwaltungsrates


Dank

Wir danken:

  • unseren Fahrgästen und unseren Kunden im Güterverkehr für die Benützung der Bahn und die Inanspruchnahme unserer verschiedenen Leistungen.
  • unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die stets zuverlässige Arbeitsleistung und die gute Zusammenarbeit.
  • der SBB AG für die Aufträge im Regionalen Personenverkehr und im Einzelwagenladungsverkehr sowie die gute Zusammenarbeit.
  • der Dampflokgruppe und der Arbeitsgruppe «Seetalkrokodil» für ihr Engagement und die geleistete Arbeit.
  • den Behörden von Bund, Kanton und Gemeinden sowie dem Postautodienst Balsthal für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung.

Auf einen Blick



2010 2009 Veränderung
in %
Verkehrsleistungen  
Beförderte Personen (Schätzung) 558 000 1) 550 000 1) +1.4
Beförderte Gütertonnen 157 890 135 255 -16.7
Unternehmungserfolg 18 737 -40 356  
Personalbestand 15.0 15.0  

1) Die Verkehrsleistungen im Personenverkehr werden im Auftrag der SBB und in Zusammenarbeit mit Postauto Schweiz ausgeführt. Aus diesem Grund kann die genaue Zahl der beförderten Personen nicht mehr ermittelt werden.

Reiseverkehr

Der Reiseverkehr entwiekelt sich erfreulich, nehmen doch die Frequenzen jährlich zu. Bei den Verbindungen ab Balsthal um 06.31 Uhr und 07.01 Uhr stossen wir trotz dem Platzangebot fü̈r 190 Personen an die Kapazitatsgrenzen, können aber noch jedem Reisenden einen Sitzplatz anbieten. Zudem garantieren wir unseren Fahrgasten am Abend eine staufreie Rü̈ckfahrt nach Balsthal.

Wenn auch auf dem Netz der OeBB selten Störungen auftreten, ü̈bertragen sich die Verspätungen der SBB auf unsere Verbindungen, da in Oensingen nur Verspatungen von 5 bis 7 Min. abgewartet werden können. Mit dem durchgehenden 1/2-Std.-Takt halten sich aber die Wartezeiten in Grenzen, sind aber trotzdem unerfreulich.

Güterverkehr

Mit 157889 beförderten Tonnen konnte ein gutes Ergebnis erzielt werden. Die Anzahl Wagen (beladen) und Tonnagen teilen sich wie folgt auf:
Versand Klus: 1957 Wagen/108 357 To
Versand Balsthal: 468 Wagen/11 592 To
Empfang Klus: 590 Wagen/7 638 To
Empfang Balsthal: 827 Wagen/30 302 To
Die Holzschnitzel nach Basel werden neu auf 6-achsige Wagen mit je 4 Abrollcontainern verladen. Jeder Container kann mit 20 Tonnen beladen werden.

Fü̈r die Firma Armaspez in der Klus werden neu in regelmässigen Abstanden Wagen mit Körben aus Armierungseisen verladen. Der Verlad erfolgt im Industrieareal Klus, wo die Wagen mit der Diesellok zum Bahnhof Klus manövriert werden. Fü̈r die Marti Tunnelbau AG konnten 110 Zü̈ge mit Tü̈bbing-Elementen transportiert werden.

[Abgestellte Wagen in der Klus vom Rollenden Lager SABER AG]
Abgestellte Wagen in der Klus vom Rollenden Lager SABER AGFoto: Heinz Kamber
[6-achsiger Gü̈terwagen für den Transport von Holzschnitzel nach Basel]
6-achsiger Gü̈terwagen für den Transport von Holzschnitzel nach BaselFoto: Heinz Kamber

Fahrzeuge

Der Triebwagen RBe540 Nr. 205 wird ausserhalb des OeBB-Netzes fü̈r verschiedene Fahrten im Auftrag von anderen Transportunternehmen eingesetzt. Aus diesem Grund müssen die Sicherheitseinrichtungen, inkl. Software dem neusten Stand entspreehen. Das Fahrzeug ist mit ZUB (Zugbeeinflussung) ausgerüstet. In diesem Jahr musste die Software auf EuroLopp angepasst werden, damit die Informationen aus EuroBalisen (im Gleis montiert für die Datenübermittlung ans Fahrzeug) gelesen werden können. Solehe Massnahmen verursachen immer wieder ausserordentliehe Investitionen. Beim NPZ ist ein Schaden am Transformator aufgetreten, der die Überführung des Fahrzeuges nach Zürich-Altstetten erforderte. Neben den hohen Kosten durch den entstandenen Schaden, war das Fahrzeug auch für einige Tage ausser Betrieb. Leider wurden wir auch in diesem Jahr nicht von den Sprayern verschont. Im Februar wurde der 1./2. Kl. Zwischenwagen versprayt und es entstand ein Schaden von ca. Fr. 10 000.-. Beim Triebwagen des NPZ wurde eine Fensterscheibe eingesehlagen. Durch die starke Belastung bei den Martizügen (1100 Tonnen pro Zug) müssen an den beiden Diesellokomotiven Em 4/4 regelmässig Unterhaltsarbeiten ausgeführt werden.

[RBe540 Nr. 205]
RBe540 Nr. 205Foto: Heinz Kamber
[Em4/4 Nr. 22]
Em4/4 Nr. 22Foto: Heinz Kamber

Betrieb

Mit Ausnahme der Entgleisung einer Wagenachse im Bahnhof Balsthal - ohne Auswirkungen auf den Bahnbetrieb - konnte der Betrieb erneut unfall- und störungsfrei abgewickelt werden.

Für die Gleis- und Weichenumbauten wird die Strecke jeweils von Freitagabend bis Samstagabend gesperrt. Wahrend dieser Zeit werden sämtliche Verbindungen der OeBB mit Bussen des Postautodienstes Balsthal geführt.

Bahn-Infrastruktur

Zwischen Bahnhof Klus und Maiacker wurden die Schienen und die Schwellen ausgewechselt.

In der Thalbrücke wurde im Zusammenhang mit den Sanierungsmassnahmen Klus des Kantons der Bahnübergang im Strassenbereich saniert.

Beim Bahnübergang Maiacker wurden Tragplatten eingebaut. Dieses System hat sich bereits bei den Übergangen Äussere Klus, Bahnhof Klus und Oensingen bewahrt.

Im Maiacker hat die Firma Marti Tunnelbau AG das bestehende Anschlussgleis auf gesamthaft 440 Meter verlängert. Somit können gleichzeitig 2 Züge im Areal der Marti Tunnelbau AG be- oder entladen werden. In diesem Zusammenhang wurden die Anschlussweiche und die Gleise in diesem Bereich erneuert. Zudem wurde eine neue Sicherungsanlage eingebaut, die signalmässige Fahrten von und nach Oensingen, sowie Rangierfahrten ermöglicht.

[Bahnübergang Maiacker]
Bahnübergang MaiackerFoto: Heinz Kamber
[Sanierung Bahnübergang Thalbrücke]
Sanierung Bahnübergang ThalbrückeFoto: Heinz Kamber
[Gleisumbau Bahnübergang Maiacker]
Gleisumbau Bahnübergang MaiackerFoto: Heinz Kamber
[Gleisumbau zwischen Klus und Maiacker]
Gleisumbau zwischen Klus und MaiackerFoto: Heinz Kamber

Nostalgie

Interne Fahrten:Auf der Strecke der OeBB verkehrten 22 Dampfzüge. Wie jedes Jahr war der Dampfverein Bern mit einem Extrazug zu Besuch in Balsthal. An der Rampe in Balsthal konnten die Gäste ein Fondue geniessen.

La Chaux-de-Fonds. Am 18. Juli wurde mit der Mallet Ed 2x2/2 eine Fahrt mit einer Gruppe aus England nach La Chaux-de-Fonds durchgeführt. Da an diesem Tag grosse Waldbrandgefahr herrschte, wurde der Zug auf der «Bergstrecke» Richtung La Chaux-de-Fonds mit der elektrischen Lok BDe4/4 gestossen.

Etzwilen. Am 28. März wurde die Ed 3/3 vom Verein zur Erhaltung der Dampflok Muni, mit der Mallet von Etzwilen nach Balsthal überführt. Im Depot der OeBB wurde die Lok mit Hilfe der Dampflokgruppe Balsthal revidiert. Nach der Probefahrt anlasslich der Dampffahrten am Tag der offenen Tür vom Eisenbahnklub Balsthal vom 7. November, kehrte die Lok in Alleinfahrt am 28. November nach Etzwilen zurück.

Roter pfeil. Nach dem Einbau des ETM-S (Zugsicherung) konnte das Fahrzeug ab 30. April wieder eingesetzt werden. Bis Ende Jahr war der Rote pfeil noch an 30 Tagen im Einsatz und legte 8264 km zurück.

Triebwagen RBe540. Der Triebwagen wurde 21 mal an andere Unternehmen für Extrafahrten oder Wagenüberführungen vermietet, 5 mal davon mit den Salonwagen der OeBB.

Speisewagen 403. Da der Wagen in einem schlechten Zustand war und die Revision Kosten von ca. Fr. 500000.- verursacht hätte, wurde der Wagen ans Bahnmuseum Kerzers verkauft und nach Kallnach überführt.

[Dampfzug nach La Chaux-de-Fonds]
Dampfzug nach La Chaux-de-FondsFoto: Heinz Kamber
[Aufsetzen der Führerstand-Kabine bei der Dampflok «Muni»]
Aufsetzen der Führerstand-Kabine bei der Dampflok «Muni»Foto: Heinz Kamber

«Seetalkrokodil 15301»

Am 4. September 2010 wurde eine Fahrt mit der De 6/6 und zwei 1. Klasswagen des Vereins Mikado nach Erstfeld durchgeführt. Trotz einer betrieblich bedingten Abfahrtsverspätung von 30 Min. erreichte der Zug pünktlich Erstfeld. In Erstfeld konnten noch einige historische Fahrzeuge, die anlasslieh der «Fitnessfahrten» auf dem Bahnhofareal in Erstfeld präsentiert wurden, bestaunt werden. Nach der Depotbesichtigung ging es in gemäehlicher Fahrt wieder zurück nach Brugg, wo die über 100 Gäste überzeugt waren, etwas Spezielles erlebt zu haben.

Damit die Lok auch weiterhin eingesetzt werden kann, wird in den nächsten Monaten die Zugsicherung ETM-S eingebaut. Der Vorstand des Vereins wird ein Konzept ausarbeiten, wie die Lok in Zukunft eingesetzt werden kann. Es soll jährlich mindestens eine Fahrt durchgeführt werden. Durch die vielen Besichtigungen im Bahnpark Brugg, erhält die Lok während dem ganzen Jahr die ihr gebührende Beachtung. Die Unterhaltsarbeiten werden durch die Betriebsgruppe periodisch durehgeführt und die Lok wird vor dem Einsatz kontrolliert und in einem tadellosen Zustand zur Fahrt übergeben.

[Grossaufmarsch bei der Ankunft in Erstfeld]
Grossaufmarsch bei der Ankunft in ErstfeldFoto: Martin Gerosa

Impressionen

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Foto: Heinz Kamber
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Foto: Heinz Kamber
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Foto: Heinz Kamber
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Foto: Heinz Kamber
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Foto: Heinz Kamber
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Foto: Mathias Rieder