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Geschäftsbericht 1998

Diese Seite beinhaltet die für die Allgemeinheit interessantesten Artikel (oder so hoffe ich zumindest).

 

Inhalt





VORWORT

Sehr geehrte Aktionärinnen,
sehr geehrte Aktionäre
Geschätzte Freunde
der Oensingen-Balsthal-Bahn

1998 wurden vom Kanton Solothurn für die OeBB die Weichen umprogrammiert. Gerne hoffen wir, dass sie unsere Bahn in eine zukunftsträchtige Richtung lenken.

Der nachfolgende Geschäftsbericht wird primär über ein arbeitsreiches und wieder «ordentliches» Jahr informieren. Die Ergebnisse unserer letztjährigen Leistungen und Bemühungen sind gesamthaft «gut». Folgende Fakten stimmen uns hoffnungsvoll:

  • Der Rechnungsabschluss 1998 ist erneut positiv, dies trotz Wegfall der ausserordentlichen Einnahmen der Jahre 1996 und 1997 aus den brandbedingten Gütertransporten sowie übrigen Leistungen zugunsten der Tela. Zudem konnten die Personalkosten krankheitsbedingt nicht wie budgetiert gesenkt werden. Auf der Positivseite ist es aber gelungen, den Sachaufwand weiter zu reduzieren und den Nebengeschäftsertrag zu erhöhen.
  • Die Entscheidfindung des Kantons Solothurn in Sachen Regionalem Personenverkehr für das Thal verlief harzig, denn der regierungsrätliche Antrag war für uns negativ. Er wurde jedoch vom Kantonsrat in unserem Sinne abgeändert. Gemäss seinem Entscheid vom l. Juli 1998 soll zwar der RPV zwischen Balsthal und Oensingen ab Fahrplanwechsel 2001 auf die Strasse verlegt, unsere Mischverkehrsvariante aber ebenfalls zur Offertstellung zugelassen werden. Was wir beabsichtigen und offerieren wollen, haben wir im letztjährigen Geschäftsbericht dargestellt. Umfassend und allseits bedürfnisgerecht soll unser OeV-Angebot sein. Was das konkret heisst, soll nachfolgend beschrieben werden.
  • Glücklich sind wir über 99 Jahre erfolgreichen Bahnbetrieb zugunsten unseres Thals. Ja, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, wir stehen unmittelbar vor unserem hundertsten Geburtstag und wollen in diesem Vorwort Sie bereits auf das Jubiläum «100 Johr OeBB» etwas einstimmen.

Vorerst aber nun einige Ausführungen zum Öffentlichen Verkehr und der Notwendigkeit für die OeBB zu kommunizieren.

Bedürfnisse im Öffentlichen Verkehr, insbesondere im Thal

Die Grundbedürfnisse im OeV liegen einerseits im Regionalen Personenverkehr und andererseits im Schienengüterverkehr.

Arbeitspendler, Schüler, Konsumenten und allgemein Reisende aus den 3 Tälern sind die Benützer des öffentlichen RPV. Sie reisen im und aus dem Thal, via Oensingen ins Mittelland, via Hauenstein ins Baselbiet, via Passwang ins Schwarzbubenland und via Gänsbrunnen ins Jurassische bzw. nach Solothurn. Dies sollen sie während 18 Stunden pro Tag tun können. Schwergewichtig aber verlassen täglich zwischen 5.30 und 8.00 Uhr rund 850 Reisende mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln das Thal. Zurück kommen sie zwischen 16.00 und 19.00 Uhr. Mit einem Anteil von rund 35% am gesamten Personenverkehr ist der Thaler OeV im kantonalen Vergleich weit überdurchschnittlich. Er ist offensichtlich ein existentielles Bedürfnis, das optimal befriedigt werden will. Die OeBB ist dazu bereit, wenn der Kanton es zulässt, künftig als Bahn- und Busbetrieb.

Für das Thal ist aber nicht nur der Personenverkehr, sondern auch der Schienengüterverkehr existentiell. Denn, will ein Tal abseits der Durchgangslinien seine Betriebe halten bzw. Ansiedlungschancen wahren, so muss es künftig - noch stärker als früher- den Unternehmen den direkten und jederzeit ungestörten Zugang zu allen Verkehrswegen und -trägern sichern. Wer also im Logistik-Zeitalter den ökologisch überlegenen Schienenverkehr nicht, oder nicht bedürfnisgerecht anbieten kann, wird zu den Wirtschaftsund Arbeitsplatzverlierern gehören. Die OeBB will dafür besorgt sein, dass dieses Schicksal den Thalern erspart bleibt, zumindest darf es sie nicht wegen fehlendem oder mangelhaftem Schienengüterverkehr treffen.

Kommunikation der OeBB

Unsere verschiedenen Analysen der jüngsten Vergangenheit haben aufgezeigt, dass das Bahnunternehmen OeBB von allen Thalern zwar wahrgenommen, von vielen aber seine Bedeutung für das Thal nicht erkannt wird. Diesen schwerwiegenden Mangel gilt es zu beseitigen.

Durch die periodisch erscheinende OeBB-Zytig soll künftig die Öffentlichkeit über Aufgaben, Absichten, Ziele und Massnahmen sowie Resultate informiert werden. Mit jährlich ein bis zwei Ausgaben wollen wir dies tun und für unser Unternehmen PR machen.

Im Berichtsjahr erschien - im Vorfeld des vorerwähnten Kantonsratsentscheides - die erste Ausgabe. Darin wurde primär über unser OeV-Konzept für das Thal sowie das entsprechende Unternehmenskonzept informiert. Die Urteile der Leserinnen und Leser waren sehr positiv, mehr Verständnis und Akzeptanz die Folge. Die erste OeBB-Zytig hat ihren Zweck erfüllt.

Einstimmung auf das «100 Johr OeBB»-Jubiläum

Kurz unsere Gründungsgeschichte:

Mit der zunehmenden Industrialisierung des Thals gegen Ende des letzten Jahrhunderts konnten Ross und Wagen die zu transportierenden Güter des Eisenwerkes in der Klus und der Papierfabrik in Balsthal nicht mehr bewältigen. Für die jährlich auf über 10 000 Tonnen gestiegene Fracht musste dringend ein leistungsfähigeres Transportsystem eingesetzt werden. Am 17. Juli 1899 wurde die Normalspurbahnstrecke von Balsthal nach Oensingen in Betrieb genommen. Der Anschluss an das nationale Bahnnetz war hergestellt und der industrielle Aufschwung nicht mehr zu bremsen.

Die wichtigsten Jubiläumsaktivitäten:

Wir werden vom 26. bis 29. August 1999 ein regionales Jubiläumsfest «100 Johr OeBB» veranstalten. Die Aktivitäten beginnen aber schon im

Frühjahr mit einen Schulklassen-Malwettbewerb. Ein Unterhaltungsabend in Mümliswil, ein Abend für die Jugend sowie der Festakt am Sonntag in Balsthal sind die weiteren Höhepunkte. Von Freitag- bis Sonntagabend wird im Bahnhofareal ein gastliches Beizendörfli zum Verweilen einladen. Auf das Fest hin wird die lange und sehr interessante OeBB-Geschichte in einem Jubiläumsbuch neu illustriert. Zudem wird ein spezieller OeBB-Jubiläumstaler geprägt und - wie auch das Buch - zum Kauf angeboten.

Wir freuen uns auf das OeBB-Geburtstagsfest und hoffen, dass auch Sie, liebe Aktionärinnen, Aktionäre und Bahnfreunde mitfeiern werden. Ihr seid alle herzlich willkommen.

Ihr Ruedi Freiermuth,
Präsident des Verwaltungsrates






AUF EINEN BLICK




1997 1998 Veränderung
in %
Verkehrsleistungen


Beförderte Personen 406 451 407 275 + 0.2
Beförderte Gütertonnen 61 220 52 558 - 14.1




Erfolgsrechnung


Ertrag Reiseverkehr 429 746 441 4444 - 3.6
Ertrag Güterverkehr 534 261 323 551 - 39.5
Nebenerträge 289 622 198 095 - 31.6
Personalaufwand 1 358 011 1 205 265 - 11.2
Sachaufwand 932 827 705 355 - 24.4
Abschreibungen 116 380 117 326 + 0.8
Unternehmungserfolg 69 966 73 229 + 4.6




Personalbestand 15.4 14.1 - 8.4






REISEVERKEHR


Die Anzahl der Reisenden konnte wiederum leicht erhöht werden. Ein grosser Teil der Frequenzen betrifft vor allem den Schülerverkehr. Bei den Einnahmen war aus folgenden Gründen ein Rückgang zu verzeichnen:

  1. Der prozentuale Anteil am Gesamterlös beim Tarifverbund Olten ging zurück.
  2. Nach der Einführung des 2-Jahres-Halbtaxabonnementes und der damit verbundenen Preisreduktion von Fr. 150.- auf Fr. 111.- pro Jahr reduzierte sich unser Anteil. Nach Erhebungen bei den Generalabonnementen ging auch dieser prozentuale Anteil an den Gesamteinnahmen leicht zurück.
  3. Nachdem im Jahr 1997 günstige Aktionstageskarten verkauft wurden, sind 1998 keine Aktionen durchgeführt worden, was sich auf den Einzelreiseverkehr auswirkt.

Mit dem Roten Pfeil wurden wiederum Extrafahrten für Gesellschaften auf dem SBB-Netz durchgeführt.

[BDe 4/4 mit Steuerwagen]

BDe 4/4 mit Steuerwagen
Foto: Martin Gerosa






GÜTERVERKEHR

Ab dem Jahre 1996 wirkte sich erstmals der Verlust der Kiestransporte der Bison Bausteine AG aus. Durch die Notproduktion der Tela in der Klus konnte der Rückgang im Jahr 1996 ausgeglichen werden und 1997 war eine starke Zunahme zu verzeichnen.

1998 waren nun keine zusätzlichen Transporte der Tela mehr, damit wirkte sich der Verlust der Kiestransporte erstmals voll aus.

Die Transporte der Tela in Balsthal entsprechen den Zahlen der Vorjahre. Die internen Leistungen für die Tela, das rollende Lager und die Transporte ins Tela-Lager in der Klus, sind ein wichtiger Bestandteil der Gütereinnahmen der OeBB.

Aus der ganzen Region Thal wurden auch dieses Jahr über 100 vierachsige Güterwagen im Freiverladeplatz der OeBB mit Holz beladen, was eine Menge von ca. 5300 Tonnen ergibt.

[Leider ein seltenes Bild: Güterzug mit 20 Wagen in der Klus abfahrtbereit.]

Leider ein seltenes Bild: Güterzug mit 20 Wagen in der Klus abfahrtbereit.
Foto: Walter Schmid







FAHRZEUGE

An den beiden OeBB-Pendeln ABDe 4/8 wurden verschiedene Revisionsarbeiten durchgeführt. Die Komposition BDe 4/4 und Steuerwagen eignete sich als ideales Ersatzfahrzeug und wurde vermehrt als Ersatz für die OeBB-Pendel eingesetzt.

Die Fahrzeuge waren leider auch einige Zeit nicht einsatzbereit, da in sehr zeitaufwendiger Arbeit die Sprayereien entfernt werden mussten. Für den Güterverkehr erweist sich der Triebwagen BDe 4/4 immer mehr als ideales Fahrzeug.








NEBENGESCHÄFTE IM MARKTWIRTSCHAFTLICHEN BEREICH

Da die Nostalgiefahrten in den letzten Jahren immer mehr zurückgegangen sind, wurde die Werbung intensiviert. Verschiedene SBB-Reisedienste in der ganzen Schweiz wurden für Nostalgiefahrten auf dem OeBB-Netz, wie auch für Extrafahrten mit dem «Roten Pfeil» und einer OeBBLok (RFe 4/4 oder BDe 4/4) mit Salonwagen beworben.

Der Preis für einen Dampfextrazug Balsthal-Oensingen und zurück, wurde auf Fr. 990-- gesenkt. Der «Rote Pfeil» der OeBB ist für viele ein Begriff. Als ideales Fahrzeug für Gesellschaften bis 60 Personen kann er auf dem normalspurigen Netz der ganzen Schweiz eingesetzt werden.








BESONDERHEITEN

25 Jahre Dampflok-Gruppe OeBB
Bericht für das Jahr 1998

Nach den ausgezeichneten Revisionsarbeiten an der Mallet-Dampflok Ed 2x2/2 Nr. 196, die nun im Verkehrshaus Luzern zu besichtigen ist, wurde sofort mit der Totalerneuerung der OeBB-Dampflok E 3/3 Nr. 2, Baujahr 1899, begonnen.

Rechtzeitig auf das grosse OeBB-Fest hin, soll sie, in praktisch neuem Zustand wieder einsatzbereit sein und der Nachwelt erhalten bleiben. Sie wird noch lange viel Freude machen und lebendiger Zeuge der Eisenbahn-Pionierzeit bleiben.

Primär wurden folgende Arbeiten ausgeführt:

  • totale Zerlegung, Radsätze ausgebaut und die Bandagen überdreht
  • neue Achslager eingebaut
  • Totalrevision des Kessels, das heisst:
    Kessel aus dem Lokrahmen abgehoben und nach Yverdon transportiert, bei der Firma Gaillard, unter Mithilfe der Dampfgruppe, im speziellen der Herren Freiburghaus, Senn, Indermaur und Wägli hervorragend revidiert

Die Dampflok Nr. 1, Baujahr 1909, wurde im Depot Balsthal neu gerohrt.

Die Eigenleistungen der Dampfgruppe sind riesig. Tausende von Franken konnten so gespart werden.

Allen, die zur Erhaltung dieser beiden EisenbahnKulturobjekte beigetragen haben, spreche ich meinen herzlichsten Dank aus. Mit Volldampf fährt die OeBB in das nächste Jahrhundert und somit auch in das nächste Jahrtausend.

Fritz Sartorius, Balsthal



[Dampflok E 3/3 Nr. 2]

Dampflok E 3/3 Nr. 2
Foto: Fritz Sartorius

[Kesselrevision der Lok E 3/3 Nr. 2]

Kesselrevision der Lok E 3/3 Nr. 2
Foto: Fritz Sartorius






Die Revision des Seetal-Krokodils der OeBB

Wie allgemein bekannt sein dürfte, hat die OeBB im Jahr 1983 von den SBB die Lokomotive De 6/6 15301, ein sogenanntes Seetal-Krokodil, erwerben können. Nach einigen Jahren Einsatz zwischen Oensingen und Balsthal trat bei der über 60 Jahre alten Lok Anfang der neunziger Jahre ein schwerwiegender Trafoschaden auf. Kurzfristig schien die Ausrangierung der Lokomotive unausweichlich. Auf Initiative von Markus Rickenbacher, dem damaligen Betriebsleiter der OeBB, bildete sich dann aber eine Gruppierung, welche sich die Revision der alten Dame zum Ziel setzte. Das «Kulturprojekt Seetal-Krokodil und Roter Pfeil» umfasst einen Trägerverein, eine ehrenamtliche Arbeitsgruppe und ein Arbeitslosenprojekt. Seit 1996 wird intensiv an der Revision der Lok gearbeitet. In den Jahren 1996 und 1997 war allerdings zuerst der Gepäcktriebwagen RFe 4/4 an der Reihe. Auf das Jubiläum «150 Jahre Schweizer Bahnen» wurde dieser aber fertiggestellt, worauf man sich auf die Revision des Krokodils konzentrieren konnte. Folgende Ubersicht zeigt den Stand Ende März 1999.

Bereits erledigte Arbeiten

Arbeit Durch wen
ausgeführt
Wann
Demontage in Oensingen Arbeitsgruppe 31.12.95, 2.1.96
Aufarbeitung diverser demontierter Teile Pensionierte der ALU Menziken 1996
Achsen erneuert Arbeitsgruppe und extern Frühling 98
Achslager aufarbeiten Arbeitsgruppe August 98
Fahrwerkrahmen I demontieren, entrosten, reinigen, grundieren, definitiv streichen, auf Achsen stellen, Bremsen einbauen, Kontrolle Arbeitslose und Arbeitsgruppe Frühling 98
Umsetzung der Pläne der HTL Biel für den Arbeitsgruppe März 99

Man sieht: Die Arbeit wird der Arbeitsgruppe und den Arbeitslosen auch in den nächsten Monaten nicht ausgehen. Im Gegenteil: Wenn wir - wie es die neue Mittellandzeitung schriebmit dem Krokodil an die Expo 01 fahren wollen, müssen wir uns beeilen. Dank der finanziellen Unterstützung des Patronats und der ideellen und tatkräftigen Mithilfe der OeBB wird es uns gelingen, das Krokodil wieder fahrtüchtig zu machen.

Ende April 1999

Arbeitsgruppe des Kulturprojekts «Roter Pfeil und Seetal-Krokodil»

Wichtigste, noch zu erledigende Arbeiten

  • Fahrwerkrahmen Il: gleiche Arbeiten wie oben
  • Maschinenhausboden mit Führerständen sandstrahlen und aufarbeiten, Brems- und Luftleitungen einbauen
  • Stahlkonstruktion für Transformator, Stufenhüpfer, Wendeschalter, Hauptschalter, Hilfsbetriebeschalttafel, Steuerkontroller und Steuerschaltkasten einbauen
  • Seitenwände sandstrahlen und aufarbeiten Lok montieren, Triebwerk am Schluss montieren Hauptstrom-Verkabelung, Trafo, Hauptstrom-Apparate einbauen
  • Steuereinrichtungen in Führerstände, Steuerstrom-Verkabelung und Messeinrichtungen Kompressorgruppe, Umformergruppe, Ventilatorgruppe einbauen, prüfen
  • Probefahrt durchführen, Einweihung organisieren

[Drehgestell vor...]

Drehgestell vor...
Foto: Martin Gerosa

[...und nach der Revision]

...und nach der Revision
Foto: Martin Gerosa