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Geschäftsbericht 2000

Inhalt


Vorwort

Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre Geschätzte Freunde der Oensingen-Balsthal-Bahn

Wir berichten im Folgenden über das erste Betriebsjahr im zweiten Jahrhundert unserer Bahngeschichte. Ich bin versucht zu sagen: Wir berichten über das Startjahr in eine neue Zukunft der Unternehmung. Wie wird sie aussehen und was wird sie uns bringen?

Die Bahn wird ab Mitte 2001 gemäss unserem Gesamtkonzept für den «öffentlichen Verkehr Thal» in einer Kooperationsgemeinschaft zusammen mit dem Postautodienst Thal den Mischbetrieb zwischen Balsthal und Oensingen fahren. Konkret heisst das: Wir fahren nur noch werktags, morgens und abends die je zwei frequenzstärksten RPV-Kurspaare und dazwischen vier kombinierte Kurspaare Personen- und Güterverkehr. Die Post fährt täglich stündlich den Kurs Ramiswil - Balsthal - Oensingen und zurück sowie quer dazu die Kurse Langenbruck- Balsthal - Gänsbrunnen. Der Bahnhof Balsthal bleibt Knoten- und Umsteigepunkt und wird für alle Kunden das OeV-Servicecenter sein. Der Güterverkehr wird zur schwergewichtigen Schienenverkehrsdienstleistung der OeBB. Sie wird ergänzt durch Logistikleistungen wie «rollendes Lager Tela», Kehrichtumladestation, Güterumschlag und Bahnwagenmanöver im Werksareal Klus. Diese Angebote sollen auch in Zukunft dazu dienen, insbesondere das Kluser Industrieareal wieder als Arbeitsstätte zu stärken.

Das Bahnbetriebsergebnis 2000 ist erneut recht gut ausgefallen. Die OeBB hat gegenüber dem Vorjahr - zumindest statistisch - nochmals deutlich mehr Personen befördert. Dies wurde aufgrund der letzten Erhebungen im Tarifverbund Olten und bei den General- und Halbtax-Abonnementen festgestellt. Ein um 18% gesteigerter Personenverkehrsertrag und um 10% positiveres Güterverkehrsergebnis waren die Folge. Aufwandmässig konnten der Personal- und Sachaufwand im Griff gehalten werden. Dank der Mehreinnahmen war es möglich, bestimmte ausserordentliche Unterhaltsarbeiten an unserer Infrastruktur zu tragen und Restrukturierungsrückstellungen zu

bilden. Für dieses gute Jahresergebnis dankt der Verwaltungsrat allen, die dazu beigetragen haben, insbesondere auch den Mitarbeitern sehr herzlich.

Ihnen, unseren Mitarbeitern, ist auch im Namen unserer Kunden für ihre verlässliche und sichere Pflichterfüllung zu danken. Ebenso ist aber auch für ihre Loyalität zur Unternehmung zu danken. Sie haben in den vergangenen Jahren den verschiedensten Angriffen auf unsere Existenzberechtigung immer wieder durch überzeugende Leistungen widerstanden. Es ist der unerschütterliche Glaube an ihre Aufgabe, der Thaler Bevölkerung und den angesiedelten Unternehmen den sicheren Schienenweg offen zu halten. Sie tun dies bestimmt mindestens so lange, bis der alternative Verkehrsweg - die Strasse - genau so sicher, verlässlich und umweltschonend benutzt werden kann. Unser schönes, aber abseits liegende Thal ist auf diese Attribute seiner Verkehrserschliessung dringend angewiesen.

Ich habe in meinem letztjährigen Vorwort unsere Zuversicht bezüglich der eigenen Zukunft zum Ausdruck gebracht. Heute darf ich zusammenfassend feststellen, dass wir nicht nur unsere Bahnbetriebsergebnisse weiter verbessert haben, sondern auch unser vordringliches Ziel, die Bildung der Kooperationsgemeinschaft OeBB / PAD erreicht haben. Wir haben einmal mehr bewiesen, dass wir leistungsfähig und kooperationsbereit sind. Beides sind zur Zukunftssicherung unabdingbare Eigenschaften.

Sie - liebe Aktionärinnen und Aktionäre, liebe Freunde - haben uns in all unseren Bemühungen immer unterstützt. Dafür danken wir Ihnen herzlich. Gerne hoffen wir, dass Sie uns auch in den weiteren Bemühungen um unsere Zukunftssicherung unterstützen werden.

Ihr Ruedi Freiermuth
Präsident des Verwaltungsrates

Auf einen Blick




2000 1999 Veränderung
in %
Verkehrsleistungen  

Beförderte Personen 492 860 420 089 + 17.3
Beförderte Gütertonnen 60 571 62 091 -2.4

 

Erfolgsrechnung  

Ertrag Reiseverkehr 517 185 438 105 + 18.1
Ertrag Güterverkehr 294 279 266 450 — 10.4
Nebenerträge 229 485 201 297 + 14.0
Personalaufwand 1 133 161 1 111 084 + 2.0
Sachaufwand 750 704 627 197 + 19.7
Abschreibungen 124 390 83 698 - 5.4
Unternehmungserfolg 28 332 — 6 394  

 

Personalbestand 12.3 12.6  

Reiseverkehr

Die Anzahl der Reisenden konnte um 17,3 %, die Einnahmen um 18,1 % erhöht werden.

Die markante Erhöhung resultierte vorallem aus neuen statistischen Erhebungen im Tarifverbund Olten und bei den General- und 1/2-Preisabonnementen. Beim Tarifverbund Olten konnte der Einnahmenanteil der OeBB von 2,01 % auf 3,86 % erhöht werden, was sich auch auf die Anzahl Reisende auswirkte.

Zudem ist eine Zunahme beim Schülerverkehr und bedingt durch die gute Wirtschaftslage, beim Freizeitverkehr zu verzeichnen.

Während 2 Wochen im August musste ein BLS Pendel als Ersatzfahrzeug eingesetzt werden, um Frequenzengpässe zu vermeiden, die infolge gleichzeitigen Defekten an den Pendelfahrzeugen entstanden sind.

[BLS Pendel am 24. August in der Klus]
BLS Pendel am 24. August in der KlusFoto: Marcel Wägli

Güterverkehr

Im Güterverkehr ist ein Rückgang von 1500 Tonnen zu verzeichnen.

Erstaunlicherweise ist beim Holztransport, trotz dem Sturm «Lothar» eine Reduktion der verladenen Wagen von 122 auf 79 zu verzeichnen, was ca. 2 100 Tonnen entspricht.

Der interne Verkehr mit dem «Rollenden Lager» und dem Aussenlager in der Klus entwickelte sich positiv und wird immer mehr zu einer wichtigen Einnahmequelle.

Im Dezember wurde die Kehrichtumladestation Balsthal-Klus in Betrieb genommen.

Aus ungefähr 20 umliegenden Gemeinden und auch von verschiedenen Firmen aus der Region, wird der Kehricht in der Umladestation in Container verladen und mit der Bahn nach der Verbrennungsanlage in Zuchwil transportiert.

Durchschnittlich werden pro Tag 2 bis 3 vierachsige Güterwagen mit je 3 Container beladen. Neben dem Transport der Güterwagen vom Anschlussgleis via Klus nach Oensingen, hat die OeBB auch die Betreuung der Umladestation übernommen.

[Kehrichtumladestation Balsthal-Klus]
Kehrichtumladestation Balsthal-KlusFoto: Pascal Kamber
[Container in der Verladestation]
Container in der VerladestationFoto: Pascal Kamber

Fahrzeuge

Im Sommer sind an beiden Pendelkompositionen (ABDe 4/8) Schäden bei den Drehgestellen entstanden. Eine Komposition musste innerhalb wenigen Tagen wieder repariert werden, um den Einsatz des Ersatzpendels der BLS auf ein Minimum zu reduzieren.

Ein Pendel wurde neu gestrichen. Bei diesem Fahrzeug werden nun die Drehgestelle total revidiert, um ab 10. Juni 2001 bei reduziertem Bahnbetrieb für die nächsten Jahre ein Fahrzeug in einem möglichst guten Zustand verfügbar zu haben.

Der 1995 ausrangierte Triebwagen Be 2/4 Nr. 201 stand seit dieser Zeit im Werkareal Klus. Statt das Fahrzeug wie geplant abzubrechen, konnte es dem Interkantonalen Feuerwehr Ausbildungszentrum in der Klus als Übungsobjekt zur Verfügung gestellt werden.

[Drehgestell des ABDE 4/8 in der Revision]
Drehgestell des ABDE 4/8 in der RevisionFoto: Pascal Kamber

Betrieb

Der Betrieb konnte reibungslos, unfall- und störungsfrei abgewickelt werden. Um die verschiedenen Umbauten in der Nacht effizient auszuführen, wurde während 19 Nächten ab 19.30 Uhr der Bahnbetrieb eingestellt und Busse des Postautodienstes Balsthal eingesetzt.

Anlagen und Einrichtungen

Im Geschäftsjahr 2000 wurden folgende Arbeiten ausgeführt:

Gleisumbau: Während 10 Nächten wurden zwischen der Klus und Maiacker, auf einer Länge von 500 Metern, die Schienen und Schwellen ausgewechselt. Gleichzeitig wurde die Anschlussweiche für die Kehrichtumladestation im Maiacker eingebaut.

Fahrleitungserneuerung: Während sechs Nachtschichten wurden zwischen Klus und Maiacker, auf einer Länge von ca. 900 Metern, der Fahrdraht und das Tragseil ersetzt.

Für die Umbauarbeiten stand immer nur die Zeit von 18.30 05.00 Uhr zur Verfügung, da das Gleis ab 05.00 Uhr wieder befahrbar sein musste. Aus diesem Grund dauerten die Arbeiten einige Tage.

Bahnübergangsanierung in Oensingen.

In der Nacht vom 11./12. August wurde der Bahnübergang an der Solothurnstrasse in Oensingen saniert. Dabei wurden neue Schienen und Schwellen eingesetzt.

Bahnübergangsanierung in der Thalbrücke.

In den Nächten 22./23. und 24./25. August wurde der Bahnübergang bei der Haltestelle Thalbrücke saniert. Gleichzeitig mit dem Kanton und der Gemeinde wurden in diesem Bereich verschiedene Sanierungsarbeiten ausgeführt. Somit konnte die schon längere Zeit fällige Erneuerung des Bahnüberganges realisiert werden.

Dank der Zuverlässigkeit und dem grossen Einsatz aller Beteiligten, konnten sämtliche Arbeiten ohne Unfall und ohne grössere Unregelmässigkeiten abgeschlossen werden.

[Bahnübergangsanierung in der Thalbrücke]
Bahnübergangsanierung in der ThalbrückeFoto: Pascal Kamber
[Fahrleitungsarbeiten im Maiacker]
Fahrleitungsarbeiten im MaiackerFoto: Pascal Kamber

Nebengeschäfte im marktwirtschaftlichen Bereich

Am 18. März wurde bereits zum dritten Mal eine Fahrt mit 4 Salonwagen zur Sonnwendfeier nach Oensingen organisiert. Die Fahrt war wiederum ein voller Erfolg, war sie doch bereits eine Woche vorher ausgebucht. Neben den Extrafahrten zwischen Balsthal und Oensingen wurden auch auf dem übrigen Netz der Schweiz verschiedene Fahrten ausgeführt. Unter den 11 Rotpfeilfahrten, bei denen mehr als 3000 km zurückgelegt wurden, ist sicher die Fahrt für das Fernsehen SF DRS 1 vom 27. Juni zu erwähnen. Auf einer Rundfahrt via Lengnau-Delemont-Basel-Olten wurden verschiedene Fernsehaufnahmen gemacht, die in der Sendung «Fensterplatz» gesendet wurden.

Zwei Dampfextrafahrten führten von Balsthal nach Solothurn. Ein unvergessliches Erlebnis wird die Fahrt mit den beiden Dampflok E 3/3 Nr. 1 und Nr. 2 und zwei OeBB-Wagen vom 12. August nach Sumiswald ans Dampffest bleiben.

Die Salonwagen konnten auch in diesem Jahr an andere Unternehmen vermietet werden.

Eine weitere sinnvolle Zusammenarbeit mit der SBB und anderen Nostalgiebetrieben zeichnet sich bei der Wagenvermietung ab.

Dampflokgruppe

Die Dampflokgruppe hat wiederum verschiedene Unterhaltsarbeiten an den Dampfloks, aber auch an den Salonwagen durchgeführt. Die Fahrt nach Sumiswald war für die beteiligten Dampflokführer und Heizer ein ganz spezielles Ereignis. Diese Fahrt ist eine Entschädigung für die unzähligen Stunden, die für das spezielle Hobby «Dampf» in der Freizeit geopfert werden.

Zusätzlich wird jeden Samstag an der Restauration der Dampflok «Gnom» im Verkehrshaus Luzern gearbeitet. Dabei kann der Arbeitsgruppe jeden ersten Samstag im Monat bei der Arbeit zugesehen werden. Damit macht die Dampflokgruppe einmal mehr sehr gute Werbung für die OeBB.

[«Roter Pfeil» im September vor den Mythen in Schwyz]
«Roter Pfeil» im September vor den Mythen in SchwyzFoto: Martin Gerosa

Die Revision des Seetal-Krokodils der OeBB

Seit dem letzten Bericht über die Aufarbeitung des Seetal-Krokodils ist vieles geschehen:

ArbeitVon wem ausgeführtZeitpunkt
Farwerksrahmen II vollständig demontieren, entrosten, reinigen, grundieren, definitiv streichenArbeitsgruppe1999/2000
Fahrwerkrahmen II auf Achsen stellen, Bremsvorrichtung einbauenArbeitsgruppeSommer 2000
Vorbauverschalung aufarbeitenPensionierte der ALU Menziken1999/2000
Neuverlegung der SchmierleitungenArbeitsgruppeSpätherbst 2000

Wesentliches ist aber auf der planerischen Ebene gemacht worden. Es erwies sich als ausserordentlich schwierig, die von Herr Dr. H. Rohrer von der FH Biel in einer Semester- und einer Diplomarbeit mit Studenten ausgearbeitete elektrische Neukonzeption zu realisieren. Es stellten sich verschiedene Mängel heraus, welche von Mitgliedern der Arbeitsgruppe als gravierend beurteilt wurden, sodass wieder nach Material aus der ersten Lok-Generation der Elektrifizierung gesucht wurde.

Die Suche verlief zunächst ergebnislos. Erst das Ausscheiden der Ee 6/6 16802, die allerdings 25 Jahre jünger, aber von ähnlicher Bauart wie die De 6/6 15301 war, eröffnete wieder Möglichkeiten. Wir waren dann sehr enttäuscht, als wir einer Amateur-Zeitung entnehmen mussten, dass die Maschine im April 2000 in Chavornay verschrottet worden war, obwohl wir uns für das Abbruchmaterial daraus bei der Hautpwerkstätte Yverdon interessiert hatten. Gegenwärtig arbeiten wir an einer Lösung mit Material, das aus einer ehemaligen Ce 4/6 der BLS stammt und sich in allen Punkten bestens eignen würde. Das benötigte Material ist aber im Moment noch nicht in unserem Besitz.

Wenn die offenen Fragen geklärt sind, wird es mit folgenden Arbeiten weitergehen:

  • Mittelteil aufarbeiten, Brems- und Luftleitungen einbauen.
  • Transformator, Stufenhüpfer, Wendeschalter, HauptschaIter, Hilfsbetriebeschalttafel, Steuer kontrolle und Steuerschaltkasten einbauen.
  • Seitenwände aufarbeiten.
  • Dach aufarbeiten.
  • Lok montieren, Triebwerk am Schluss montieren.
  • Motor einbauen.
  • Hauptstrom-Verkabelung einbauen.
  • Transformator prüfen, einbauen.

Jedenfalls sind die Arbeitsgruppen in Balsthal und Menziken voll motiviert und danken der OeBB für die ideelle und materielle Unterstützung.

Arbeitsgruppe des Kulturprojekts «Roter Pfeil und Seetal-Krokodil»